HörensWert – der Gesundheits-Podcast für Pflegekräfte

Hi ich bins Timo und in der heutigen Folge beschäftigen wir uns mit dem Thema Ernährung im Pflegealltag. Ich spreche heute mit Sarah, Diätassistentin aus Leidenschaft. Vielen Dank, dass Du heute da bist Sarah!

Sarah: Danke Timo, ich freue mich hier zu sein.

Timo: Sarah und ich sprechen heute darüber, wie man eine ausgewogene und regelmäßige Ernährung erfolgreich in den Pflegealltag integrieren kann.

Timo: Gerade in der Pflege gibt es besondere Bedingungen, die sich auch auf das individuelle Essverhalten auswirken können. Sarah, welche Bedingungen sind das konkret?

Sarah: Die bekanntesten Rahmenbedingen sind die Schichtarbeit, also Früh-, Spät-, und Nachtschicht. Das bringt wechselnde Schlaf- und Essenszeiten mit sich. Pflegekräfte sind gefordert, sich ständig auf einen neuen Tagesrhythmus einzustellen und im Arbeitsalltag ist keine geregelte Pausengestaltung da. Es geht los und man peilt an zwischen 09:00 und 10:00 Uhr eine Essenspause zu machen. Aber das ist davon abhängig, wie viele Patienten sind zu versorgen oder gibt es Krankheitsausfälle bei den Kollegen? Dann wenn Pflegekräfte zum Essen kommen, gibt es Pausenunterbrechungen. Wenn zum Beispiel auf der Station der Pausenraum ist, dann klopft mal ein Patient und möchte was oder Angehörige, Kollegen, Ärzte. Es gibt also viele Störmomente, die dort vorhanden sind. Ich habe ein paar Zahlen gefunden vom Berufsverband für Pflegekräfte: Ca. 20% der Pflegekräfte können während der Arbeit fast nie Pause machen, weitere 20% haben sehr selten Zeit dafür und häufig sind nur 15 Minuten da um etwas zu essen. Du kannst dir vielleicht vorstellen wie man in 15 Minuten isst – eher schnell, hastig und vielleicht auch nicht super ausgewogen. Weil was ist schnell verfügbar? Ein belegtes Brot mit Wurst, Käse, Marmelade, Honig. Das Ganze zieht sich dann noch in das Privatleben hinein, denn der Partner, die Partnerin, die Familie lebt in einem ganz anderes Tagesrhythmus und dann kann es vorkommen, dass man alleine essen muss. Und Essen ist ja eigentlich etwas Schönes, Geselliges, bringt die Leute an den Tisch, man tauscht sich aus und dass fällt dann auch weg. Wie du sieht die Bedingungen sind herausfordernd was die Pflegekräfte im Arbeitsalltag zu bewältigen haben – alleine was das Thema Essen angeht. 

Timo: Du hast über den Zeitmangel und die Unausgewogenheit gesprochen. Das kann uns also auch beim Essen stressen – Wie reagiert unser Körper darauf?

Sarah: Der Mensch und somit auch der Körper ist ein Gewohnheitstier und mag eine gewisse Regelmäßigkeit besonders auch unser Magen-Darm-Trakt. Gerade in der Schichtarbeit ist bekannt, dass viele Menschen über Verdauungsbeschwerden klagen. Das kann den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen, von Sodbrennen über Aufgebläht sein, Völlegefühl aber auch Durchfall, Verstopfungen. Das heißt zum einen die wechselnden Arbeits-, Schlaf-, und Essenszeiten begünstigen das und zum anderen das schnelle hastige Essen, was wir schon angesprochen haben. Ganz akut im Arbeitsalltag macht sich das bei Pflegekräften bemerkbar: die Essenspause fällt aus und dann muss schnell ein Schokoriegel herhalten. Der Blutzucker fällt ab und man muss gegenregulieren, damit man wieder leistungsfähig ist. Klar wissen Pflegekräfte, dass dies nicht der Goldstandard und die gute Lösung ist aber die Frage wie soll man es denn in diesem Moment anders machen und gerade Süßkram wird gerne vom Patienten als Geschenk dagelassen – ist also immer verfügbar.

Timo: Die Gelegenheit ist da. 

Sarah: Genau. Dann haben wir weiterhin auch ein hohes Stresslevel und eine hohe Taktung im Pflegealltag und das kann Appetitmangel mit sich bringen. Es liegt auch daran, dem einen schlägt Stress sowieso eher auf den Magen und die sagen, ich kann dann nichts essen. Und das ist auch ein Punkt, den wir in unserem Berufsalltag oft nicht bedenken, wie man den Patienten gerade versorgen musste. Musste ich vielleicht gerade eine Wunde reinigen und dann kommt der Kollege und sagt Zeit für die Frühstückspause.

Timo: Manchmal unpassend. Wir muten unserem Körper also auch beim Thema Ernährung einiges zu – was empfiehlst du, was können wir aktiv tun?

Sarah: Sehr schön, um sich selber einen Überblick zu verschaffen und den Status Quo zu bestimmen ist es ein Ernährungsprotokoll zu führen. Wir essen jeden Tag, meistens mehrmals. Wenn ich dich jetzt fragen würde weißt du noch genau was du gestern gegessen hast…

Timo: Mhm…

Sarah: Es ist schwierig, dass wieder zusammen zu bekommen. Und so geht es natürlich auch Pflegekräften, besonders wenn immer andere Arbeitszeiten da sind. Daher macht es Sinn aufzuschreiben was esse ich wann, wie viel, wovon und spannend finde ich auch das Essmotiv zu notieren. Zu gucken weshalb habe ich eigentlich gegessen. Hungergefühl? Stress? Langeweile? Frust? Ärger? Belohnung? Entspannung? Da gibt es viele Gründe. Dann kann man mit dem Ernährungsprotokoll überprüfen wie häufig esse ich eigentlich Obst und Gemüse. Da gibt es die Empfehlung 5 am Tag, das heißt zwei Handvoll Obst, drei Handvoll Gemüse. Dann kann man schauen Weißbrot, Vollkornbrot, was überwiegt. Kommen Milchprodukte täglich vor, wie sieht es auch mit Fleisch und Wurst. Pflanzliche Öle, Rapsöl und Olivenöl, das wäre auch schön, wenn die vorkommen. Ich habe gerade schon das schnelle Brot angesprochen. Wenn jemand viel Brot isst, kommen die Öle oft zu kurz. Und Süßes, Kuchen, Kekse, wie häufig kommt das vor? Es gibt nicht die wissenschaftlich fundierten Ernährungsempfehlungen für Schichtarbeit, sondern Menschen in Schichtarbeit können sich an den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren. Dann kann man diese mit seinem Ernährungsprotokoll abgleichen und sich Kleinigkeiten raussuchen, die man verändern kann. Oft reicht es schon, das Weißbrot durch Vollkornbrot, das nicht eingefärbt, sondern Echtes auszutauschen. Viele meinen man muss gleich das ganze große Ganze verändern aber es reicht sich Kleinigkeiten vorzunehmen. Ich gebe dir ein überspitzes Beispiel: Du isst bisher gar kein Obst…

Timo: An machen Tagen ist das so ja.

Sarah: Dann versuchst du ganz bewusst einmal am Tag ein Stück Obst einzubauen. Wenn man dies auf die Woche hochrechnet, sind es schon sieben Stück Obst. Rechnet man es auf den Monat oder das Jahr hoch dann ist es eine ganz schöne Hausnummer. Bei Ernährung empfehle ich immer langfristig zu denken. Wenn wir uns eine Woche sehr gesund ernähren werden wir nicht gleich denken „Wow jetzt fühle ich mich super“. Wenn man richtig intensiv Sport macht, bekommt man Muskelkater und erhält gleich das Feedback vom Körper. Bei Ernährung ist das eher so „Was mache ich die nächsten 10, 20 Jahre?“.

Timo: Du hast den Ernährungsplan angesprochen. Hast du das selber auch schon mal gemacht?

Sarah: Ja und ich kann aus Erfahrung sagen, dass es richtig anstrengend ist, das zu notieren, aber man lernt sehr viel über sich selber.

Timo: Ist es erschreckend, wenn man draufschaut und bemerkt „Oh ich mache tatsächlich einiges nicht so wie ich es machen sollte?

Sarah: Manchmal entdeckt man Sachen und fragt sich „Warum habe ich das eigentlich gegessen?“ oder man entdeckt Gewohnheiten. Viele werden aber sicherlich auch Sachen finden und merken, das klappt doch auch schon ganz gut.

Timo: Du hast gesagt, dass der Körper Regelmäßigkeiten mag beim Essen – ist das realistisch, bei einem Job in der Pflege mit unterschiedlichen Schichtdiensten?

Sarah: Eine gewissen Regelmäßigkeit, ja. Aber wir müssen und frei machen von einer Regelmäßigkeit die jemand mit einem Bürojob hat. Also es ist eigentlich nicht machbar zu sagen: „Ich esse immer um 07:00 oder um 12:00, 13:00 Uhr und Abendessen um 18:00“, sondern es ist wichtig, das Pflegekräfte ihre eigene Regelmäßigkeit im Rahmen der Schichtarbeit schaffen.  Also gucken, wie ist eigentlich mein Arbeitsplan? Wann habe ich Früh-, Spät-, Nachtschicht? Wann sind in den einzelnen Schichten die Pausen? Kann ich diese nutzen? Passen die Pausen zu meinem Hungergefühl und wie kann ich dementsprechend meine Mahlzeiten drumherum bauen. Manchmal lässt es sich auch so machen, dass man unabhängig von den Schichten in einem Zeitrahmen von zwei bis drei Stunden Mahlzeiten einnimmt. Dann ist es vielleicht in der Spätschicht etwas früher, in der Nachtschicht etwas später aber man schafft es vielleicht zwischen 17:00 und 19:00 Uhr eine Mahlzeit einzuplanen. Was ich empfehle ist Planung, denn ausgewogene Ernährung darf auch Zeit kosten. Planung ist die halbe Miete. Das was ich einkaufe, habe ich Zu Hause und kann es vorbereiten und mitnehmen. Vielleicht kann ich mir auch auf der Arbeit ein paar Sachen zum Wochenbeginn hinstellen, dann ist es immer verfügbar. Und was ich in meinen Seminaren Pflegekräfte immer mitgebe, ist, dass es wichtig ist, sich um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Erst wenn ich selber gut versorgt bin mit Energie, mit Nährstoffen umso leistungsfähiger bin ich und kann mich um meine Patienten kümmern. Und es macht ja auch was mit mir, wie ich nach einer Schicht rausgehe und körperlich eher so im Grenzbereich gearbeitet habe. Ich habe noch ein schönes Beispiel: Jeder der schon mal geflogen ist, da hört man doch immer als erstes die Sauerstoff-Maske aufsetzten und dann Mitreisenden helfen. Das lässt sich gut auf das Thema Ernährung übertragen: Wenn ich selber die ganze Zeit mit einem Loch im Magen rumlaufe, nicht ausgeglichen und gut gelaunt bin, kann ich auch nicht andere gut unterstützen als wenn ich selber perfekt versorgt bin.

Timo: Ich glaube das umschreibt es sehr gut. Sarah, danke für deine Antworten zum Thema Ernährung im Pflegealltag. Wir haben erfahren, dass das Essverhalten sich auf unseren Körper auswirkt, Darm Probleme hervorrufen kann. Aber mit deinen Tipps, zum Beispiel dem Ernährungsprotokoll können wir dem begegnen. Danke, dass du heute hier warst.

Sarah: Sehr gerne.

Das war HörensWert – der Gesundheits-Podcast für Pflegekräfte im Rahmen von WERTGESCHÄTZT – einer Initiative von Betriebskrankenkassen

Druckmedien erstellen

Zur Erstellung von Druckmedien beginnst du damit, den API-Schlüssel in das Eingabefeld einzugeben. 
API Schlüssel: placid-eggzwpi4zgt0trhy-ohazuelnudvxebyd

Nach erfolgreicher Eingabe des API-Schlüssels wählst du die gewünschten Medien über die vorhandenen Templates aus. Füge Logos, Texte usw. in die entsprechenden Eingabe- oder Upload-Felder ein.

Schließe den Vorgang ab, indem du auf den “Generieren”-Button klickst, und die erstellten Medien werden automatisch im Downloadordner für dich abgelegt.